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(pride1.de/kt) Diskriminierung am Arbeitsplatz ist auch heute noch ein ernstes Problem für viele LGBT+. Obwohl es Gesetze gibt, die uns vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung schützen sollen, gibt es immer noch viele Arbeitgeber und Kollegen, die sich nicht an diese Regeln halten. Die Verletzungen reichen von Witzen unter der Gürtellinie, über Mobbing bis hin zu klaren Benachteiligungen am Arbeitsplatz. Was kann man also tun, wenn man betroffen ist?

1. Suche das Gespräch mit dem Verursacher
Viele Menschen, die sich diskriminiernd äußern sind sich dessen nicht bewusst. Viele Äußerungen, die wir heute als verletzend empfinden, waren vor einigen Jahren noch gesellschaftlich akzeptiert. Je nachdem in welchem Verhältnis Du zu dem Verursacher stehst, versuche in einem direkten Gespräch klarzumachen, dass er oder sie eine Grenze überschritten hat. Handelt es sich um einen Vorgesetzen oder musst Du negative Konsequenzen fürchten, überspringe diesen Punkt.

2. Mach Dich mit der Rechtslage vertraut
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung im Arbeitsleben, im Bildungs- und Gesundheitswesen, in der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen und auf dem Wohnungsmarkt. Eine Erweiterung von Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes wurde zwar bis heute nicht umgesetzt, jedoch steht Diskriminierung gegen LGBT+ in Deutschland unter Strafe. § 185, § 130 und § 223 Strafgesetzbuch erwähnen LGBT+ zwar nicht explizit, werden heute aber bei schweren Fällen von Diskriminierung angewandt.

3. Dokumentiere, was passiert ist
Wenn Du diskriminierendes Verhalten am Arbeitsplatz erlebst, ist es wichtig, alles genau zu dokumentieren. Notiere Dir sich das Datum, die Uhrzeit, den Ort und gib eine Beschreibung der Vorfälle. Wenn es Zeugen gibt, notiere auch deren Namen. Diese Informationen können Dir später helfen, wenn Du eine Beschwerde einreichen musst.

4. Suche Dir Unterstützung
Diskriminierung am Arbeitsplatz kann sehr isolierend sein. Suche Dir Unterstützung bei Freunden, Familie und Kollegen, die Dich unterstützen und Dir helfen können, mit der Situation umzugehen. Du kannst auch Unterstützung von LGBT+ Gruppen und -Organisationen suchen, die bereits Erfahrung mit solchen Situationen haben.

5. Spreche mit Deinen Vorgesetzten oder der Personalabteilung
Wenn Du diskriminierende Handlungen erlebst, informiere Deinen Vorgesetzten oder die Personalabteilung. Legen Deinen Fall klar dar (Stichwort Dokumentation) und verwende Beispiele, um Deine Aussagen zu untermauern. Bitte um Unterstützung und um Klärung, was getan werden kann, um das Problem zu lösen.

6. Wenn nichts passiert: Reiche eine formale Beschwerde ein
Wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Bedenken nicht ernst genommen werden oder dass die Diskriminierungen fortgesetzt werden, überlege Dir, ob Du eine formelle Beschwerde einreichen kannst. Bei vielen großen Arbeitgebern gibt es Richtlinien und Prozesse, die, wenn sie einmal in Gang gebracht wurden, nur schwer von Diskriminierenden zu umgehen oder zu stoppen sind. Solltest Du bei einem kleinen Arbeitgeber arbeiten, ziehe einen Wechsel in Betracht oder als aller letztes Mittel: Beauftrage einen Rechtsanwalt. Allerdings ist in den allermeisten Fällen das Vertrauensverhältnis zwischen Dir und dem Arbeitgeber zerstört, wenn Du zu diesem Mittel greifen musst. Treffe entsprechende Vorbereitungen für einen Arbeitsplatzwechsel und beauftrage den Anwalt direkt die Erstellung eines Arbeitszeugnisses zu veranlassen.

Insgesamt ist es wichtig zu wissen, dass das Recht auf Deiner Seite ist und bei den meisten Arbeitgebern diskriminierendes Verhalten zumindest unerwünscht ist. Wenn es doch passiert, versuche angemessen zu reagieren - manchmal muss man aber auch durchgreifen um klare Grenzen zu ziehen. Noch ein Hinweis: Es handelt sich hierbei nicht um eine Rechtsberatung, sondern um eine Hilfestellung von Menschen, die Diskriminierung am Arbeitsplatz selbst erleben mussten.